Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer hat kürzlich mit dem Anglerverband Niedersachsen diskutiert, wie der ökologische Zustand der Gewässer verbessert werden kann. Ein Schritt, den der LEE begrüßt.
Dazu Jörg Schöningh, LEE-Vorstandsmitglied: „Wir freuen uns, dass sich Minister Meyer und der Anglerverband dafür einsetzen, Wasserkraftanlagen für Fische durchgängig zu machen. Allerdings gehen die dazu gleichfalls diskutieren Vorschläge, Wasserkraftwerke und Wehre zurückzubauen, angesichts der Dringlichkeit des Klimaschutzes und der Erforderlichkeit der Klimaanpassung in die falsche Richtung.“
Kleine Wasserkraft dringender denn je gebraucht
„Die Wehre werden in Zeiten zunehmender Trockenheit und Starkregenereignisse zur Trinkwassergewinnung, zum Rückhalt des Wassers in der Landschaft, für den Erhalt von Auenbiotopen und als wichtige Rückzugshabitate für die Fischfauna in Trockenzeiten dringender denn je gebraucht. Ziel sollte die Herstellung der Durchgängigkeit und Sicherstellung des Fischschutzes sein, wo noch nicht gegeben. Dies ist aber mit Wasserkraft einfacher zu erreichen als ohne. So ließe sich mit Wasserkraft durch geeignete Maßnahmen sowohl die klimafreundliche Stromproduktion als auch die Gewäs-serökologie verbessern – eine echte Win-Win-Situation,“ so Schöningh.
Pauschaler Abbau von Anlagen und Wehren nicht vertretbar
Schöningh weiter: „Wasserkraft ist gewässerökologisch verträglich, technische Lösungen zur Sicherstellung des Fischschutzes und der Durchgängigkeit sind vorhanden und Stand der „guten fachlichen Praxis“. Die ökologischen Auswirkungen einer Was-serkraftanlage lassen sich zudem immer nur standort- und einzelfallbezogen beurteilen. Eine pauschale Rückbau-Forderung wird daher weder dem dringend gebotenen Klima-, noch dem Umweltschutz gerecht. Der häufig pauschale Vorwurf, dass der von der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderte gute ökologische Zustand mit Wasserkraft nicht erreicht werden könne, trifft nicht zu. Die Vorteile der Kleinen Wasserkraft für die Energiewende und deren Klimaschutzwirkung liegen auf der Hand und sind im Einklang mit der Gewässerökologie erreichbar.“
Zuverlässiger Energielieferant
Schöningh weiter: „Auch die häufig geäußerte Argumentation, Kleinwasserkraftanlagen würden nicht genug zur erneuerbaren Stromproduktion beitragen und sollten deshalb besser zurückgebaut werden, läuft ins Leere. Die sogenannte Kleine Wasserkraft erzeugt stetig und verlässlich absolut CO2-freie erneuerbare Energie, die in Deutschland rund eine Million durchschnittlicher Drei-Personenhaushalt das ganze Jahr über mit sauberem Strom versorgt. Dies zudem dezentral, aus der Region für die Region bei verlustarmer Einspeisung in die örtlichen Verteilnetze.
Allein die Menge des erzeugten Stroms zur Beurteilung des Wertes einer Anlage heranzuziehen, greift somit absolut zu kurz, denn die stetige Verfügbarkeit, flexible Steuerbarkeit und hohe Netzdienlichkeit sind die entscheidenden Argumente für die hohe Qualität des Stroms aus Wasserkraft. Wasserkraft und Gewässerökologie sind vereinbar, wir sollten beides im Einklang vorantreiben, anstatt sie gegeneinander auszuspielen,“ so Schöningh abschließend.
In Niedersachsen und Bremen speisen aktuell 282 Wasserkraftwerke mit einer Nennleistung von rund 277 Megawatt in das Stromnetz ein. Deutschlandweit laufen ca. 8.300 Wasserkraftanlagen, die rund 20.000 Gigawattstunden Strom in das öffentliche Stromnetz einspeisen.