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Niedersächsischer Energiewendebericht 2023 zeigt Fortschritte im Erneuerbarensektor

Einbindung in das Netz wird größte Herausforderung

Sperrfrist 14.06.2024 – 11:30 h


Das Niedersächsische Umweltministerium hat heute den Energiewendebericht 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt. Darin beschreibt die Landesregierung den Ausbaustand der regenerativen Energien in Niedersachsen.


Nicht in Bürokratie verlieren

 

LEE-Geschäftsführerin Silke Weyberg erklärt dazu: „Wir erkennen, dass sich die niedersächsische Landesregierung bemüht, die Klimaschutzziele im Dialog mit uns zu erreichen. Genauso wie in anderen Wirtschaftszweigen ist die überbordende Bürokratie wichtigster Hemmschuh und belastet Verwaltung und Akteure gleichermaßen. Es ist ein Merkmal funktionierender Demokratien, dass die Öffentlichkeit betreffende Vorgänge auf Herz und Nieren prüft. Das darf aber nicht dazu führen, dass Projekte endlos verzögert werden.”


Erneuerbare in das Netz integrieren

 

“Wichtigste Herausforderung für die Energiewende wird die Einbindung der unterschiedlichen Erneuerbaren Energiequellen in das Netz sein. Dabei müssen endlich Strom und erneuerbare Gase gemeinsam gedacht werden und dezentrale Speichermöglichkeiten erleichtert werden. Die Genehmigungsfreiheit von Elektrolyseuren bis zu einer Größe von 5 Megawatt ist hier ein erster Schritt,“ so Weyberg weiter.


Auffällig ist aus Sicht des LEE der im Energiewendebericht beschriebene unterschiedliche Ausbaustand der einzelnen Energieformen in Niedersachsen. Der LEE ordnet den aktuellen Ausbaustatus nach Verkehrsampelfarben ein:


Windenergie: Gelb-grün mit Tendenz zu grün

 

Weyberg erklärt: „Grundsätzlich sehen wir hier Niedersachsen auf dem richtigen Weg. Hier wurden auf Bundes- wie auf Landesebene die richtigen Weichen gestellt. Wichtig ist jetzt, dass die Genehmigungen zügig erteilt werden. Grundlage dafür ist die in der Task Force Energiewende von uns vorgeschlagene obligatorische Antragskonferenz auf Grundlage einer verbindlichen Checkliste für die Vollständigkeitserklärung. Das erleichtert gerade neuen Mitarbeitenden in den Behörden die Straffung der Prozesse. Außerdem fordern wir eine konsequente Digitalisierung und, wo möglich, den Einsatz Künstlicher Intelligenz. Die artenschutzrechtlichen Vorgaben des Bundes müssen zügig angewandt werden und keine neuen Hürden aufgebaut werden.


Wir dürfen aber auch nicht die Infrastruktur aus den Augen verlieren: Über marode Brücken und Straßen können wir keinen Schwerlastverkehr abwickeln. Hier müssen Bund und Land gemeinsam Abhilfe schaffen.“

 

Bioenergie: Gelb-rot mit Tendenz zu rot

 

Die Zukunft der niedersächsischen Biogasbranche schätzt Weyberg kritisch ein: „Auch wenn im EEG eine gewisse Anpassung der Ausschreibungsvolumina für die Biomasse erfolgt ist, ist das für viele Anlagen keine ausreichende Perspektive. Ziel muss sein, die Branche als echte Residuallast im Energiemarkt zuzulassen. Dazu muss auf Bundesebene der Flexibilitätszuschlag angehoben und die Ausschreibungsvolumen deutlich erhöht werden. Auf Landesebene müssen seit Jahren bekannte genehmigungsrechtliche Hürden wie bei der Gärrestlagerung, der Nutzung alternativer Inputstoffe, der weiteren Flexibilisierung sowie des Gasnetzzugangs aufgehoben werden. Wenn Anlagen stillgelegt werden, fällt eine zentrale Quelle der Wärmeversorgung gerade in ländlichen Räumen weg.“


Solarenergie: Gelb mit Tendenz zu gelb-grün

 

Hier erkennt der LEE erhebliches Ausbaupotenzial in Niedersachsen. „Niedersachsen sieht einen starken Zuwachs an Solarenergie bei Balkonkraftwerken oder Dachflächen-Photovoltaik. Wir verzeichnen bislang aber kaum großflächige Freiflächen-Solarparks, obwohl wir über ausreichend Fläche verfügen. Wir begrüßen ausdrücklich die Anstrengungen, Moor- und Agri-PV etablieren zu wollen, sehen aber noch zahlreiche Umsetzungsprobleme und damit keine Perspektive für zügigen Ausbau auf diesen Flächen“, erklärt Geschäftsführerin Weyberg.

 

Geothermie: Rot mit Tendenz zu gelb

 

Die Geothermie, insbesondere die Tiefengeothermie, spielt in Niedersachsen bislang kaum eine Rolle. Weyberg zufolge eignet sich Niedersachsen aus geologischer Sicht hervorragend für die Tiefengeothermie. Erste vielversprechende Projekte sind in der Pipeline. Die damit verbundenen Bohrungen sind jedoch sehr kostspielig, das Fündigkeitsrisiko stellt eine große Belastung für Projektierer in der Anfangsphase dar. „Wir schlagen deshalb vor, dass das Land Niedersachsen eine Bürgschaft für die vorab durchzuführende 3D-Seismik übernimmt, damit die Projekte ins Rollen kommen,“ so Weyberg.


Wasserkraft: Rot mit Tendenz zu rot

 

Silke Weyberg erklärt abschließend: „Das Land Niedersachsen scheint kein Interesse am Ausbau der Kleinen Wasserkraft zu hegen. Auch wenn die damit zur Verfügung gestellte Energiemenge nur gering ausfällt, müssen wir alle Energiequellen berücksichtigen. Anders ist die Energiewende nicht zu schaffen. Gerade die Kleine Wasserkraft ist besonders systemdienlich und sorgt für eine weitgehend wetterunabhängige Stromversorgung.“

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