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Biomasse-Ausschreibung erneut überzeichnet – Wärmenetze in Niedersachsen in Gefahr

Ohne EEG-Vergütung droht massiver Einschnitt bei klimaschonender Wärmeversorgung

Die jüngste Biomasse-Ausschreibung im Jahr 2024 verzeichnet eine starke Überzeichnung. Zwei von drei Anlagen erhielten keinen Zuschlag. Diese Entwicklung verunsichert viele Betreiber von Biogasanlagen, die nun vor ungewissen Zukunftsperspektiven stehen. Auch auf kommunaler Ebene wächst die Besorgnis hinsichtlich der Wärmeversorgung.

 

LEE-Biogasexperte Joost Kuhlenkamp erklärt, dass sich in Niedersachsen ein besorgniserregendes Bild abzeichnet: „Lediglich 37 Zuschläge wurden hier vergeben. Angesichts der Vielzahl an flexiblen und wärme-versorgenden Anlagen zeichnet sich eine düstere Zukunft ab: Ohne Änderungen an den Ausschreibungsbedingungen droht vielen bestehen-den Anlagen in den kommenden Jahren die Ausgrenzung aus der Stromerzeugung – und damit auch aus der Wärmeversorgung. Dies könnte zur Stilllegung von Wärmenetzen führen,“ mahnt Kuhlenkamp.

 

EEG-Vergütung entscheidender Faktor für die Wärmeversorgung

 

Neun von zehn Anlagen beliefern einer Umfrage des Fachverband Biogas zufolge Wärmekunden. Doch weniger als 10 Prozent könnten ihre Wärmeversorgung auch ohne EEG-Vergütung aufrechterhalten.
Der kürzlich veröffentlichte Energiewendebericht 2023 spiegelt die Baustellen in der niedersächsischen Energiewende wider: Niedersachsen kann sich zwar rechnerisch zu 100 Prozent mit grünem Strom versorgen, der Wärme- und Verkehrssektor basiert jedoch zum größten Teil auf fossilen Energieträgern.

 

Die Bedeutung der Wärme aus Biogasanlagen wird auch in der Biogas-inventur 2021 des 3N Kompetenzzentrums unterstrichen. Demnach wurden 26 Prozent der erneuerbaren Wärme in Niedersachsen aus Biogasanlagen bereitgestellt, noch vor den verstärkten Diskussionen zur zukünftigen Wärmeversorgung. Wohngebäude, Landwirtschaft, Gewerbebetriebe und öffentliche Gebäude profitieren von der Wärme aus Biogasanlagen.

 

Um das immense Ausbaupotenzial zu nutzen, sind gesetzgeberische Maßnahmen erforderlich, die den Anlagen langfristige Planungssicherheit bieten. Lokal besteht eine hohe Nachfrage nach Wärme aus Biogas-Blockheizkraftwerken. Ohne die Aussicht auf einen EEG-Zuschlag über weitere 10 Jahre können keine Wärmenetze finanziert und errichtet werden.

 

Südquote wird künftig ausgesetzt

 

Die Bundesnetzagentur erklärt, dass bei der aktuellen Gebotsrunde die Gebote aus der Südregion, die die Gebiete südlich der Main-Linie umfasst, gesetzlich bevorzugt berücksichtigt wurden. Dadurch wurde die Hälfte der ausgeschriebenen Menge an Projekte in dieser Region vergeben. Diese Regelung zur bevorzugten Bezuschlagung von Geboten in der Südregion kam vorerst zum letzten Mal zum Einsatz, da sie durch das Solarpaket I bis Ende 2027 ausgesetzt ist. Der LEE hatte die Aussetzung vehement eingefordert.