Erfreuliche Nachrichten aus dem Solarsektor: Im abgelaufenen Jahr brachten es Niedersachsen und Bremen gemeinsam auf einen Solarenergie-Zubau von rund 1.600 Megawatt Nennleistung. Das entspricht einem Zubau von 18,44 Prozent gegenüber 2023. Dies hat eine Auswertung des von der Bundesnetzagentur gepflegten Marktstammdatenregis-ters durch den LEE ergeben.
Bessere Abstimmung von Wind- und Solarenergie als Chance für Niedersachsen und Bremen
LEE-Vorsitzende Bärbel Heidebroek ordnet die Zahlen ein: „Wir haben in Niedersachsen und Bremen den Vorteil, dass der Ausbau der Solarenergie noch nicht so weit fortgeschritten ist. Das klingt zunächst widersinnig, aber es eröffnet uns die Chance, die Solarenergie systemdienlich in das Energiesystem zu integrieren. Wind- und Solarenergie ergänzen sich häufig. Das bedeutet, dass wir gemeinsame Netzverknüpfungspunkte für die Einspeisung von Wind- und Solarenergie nutzen können, und nicht für jede Erzeugungsart einen eigenen Einspeisepunkt benötigen. Auf diese Weise sparen wir alle Zeit und Geld und beschleunigen die Energiewende. Wichtig ist die Gesetzgebung im Sinne eines auf
einander abgestimmten Strommarktdesigns zu gestalten. Hierzu haben wir bereits Vorschläge vorgelegt.“
Flexiblere Nutzung von Strom als Schlüssel zur Energiewende
Heidebroek weiter: „Momentan werden Unternehmen noch für eine konstante Energieabnahme belohnt. Flexibilität auf Anbieter- wie auch auf der Abnehmerseite ist der Schlüssel der Energiewende. Dabei wollen wir Anreize schaffen, um systemdienliches Verhalten bei den Abnehmern zu belohnen. Das müssen wir ändern, da das System auch flexibler wird.“
Speichermarkt stärken und Flächen besser nutzen: Forderungen an die Politik
Zur Speicherung von erneuerbar erzeugtem Strom führt Heidebroek aus: „Zurzeit gibt es noch zu wenig Speichermöglichkeiten. Hier scheinen wir auf einem guten Weg zu sein, denn die Preise für Batteriespeichern fallen auf dem Weltmarkt. Ergänzend wünschen wir uns von der Politik Anreize zu schaffen, den Speichermarkt zu vitalisieren und auszubauen.“
Heidebroek weiter: „Was uns mit Blick auf Solarparks stört, ist die Tatsache, dass Privilegierungstatbestände, die die Flächenauswahl für Freiflächen-Photovoltaikanlagen entlang von Autobahnen oder dem Schienennetz privilegieren sehen wir kritisch. Viel wichtiger wäre aus unserer Sicht, sich an den zur Verfügung stehenden Netzanschlüssen zu orientieren, denn sie bilden ein Nadelöhr bei der Energieversorgung. Hier könnte der Gesetzgeber Abhilfe schaffen.“
Niedersachsen: Aktuelle Lage und Zubau im in 2024
Um das selbstgesteckte Ziel von 65 Gigawatt Solarleistung (entspricht 65.000 Megawatt) bis 2035 in Niedersachsen zu erreichen, müssten ab heute jährlich circa 5,1 Gigawatt installiert werden. Derzeit beträgt die installierte Leistung in Niedersachsen etwa 8,8 Gigawatt, was bedeutet, dass bis 2035 noch rund 56 Gigawatt hinzukommen müssen.
Die Kennzahlen im Einzelnen: 2024 stieg die niedersächsische Solarleistung um rund 1.608 Megawatt an und liegt damit aktuell bei 8.762 Megawatt. Das entspricht einem Zubau von 18,35 Prozent innerhalb von 12 Monaten. Mit 7.335 Megawatt verzeichnete den größten Zubau das Solarsegment Bauliche Anlagen, hinter dem sich die Bebauung von Hausdächern, Gebäuden und Fassaden mit Solarpaneln verbergen.
Noch viel zu tun: Der Weg zu 65 Gigawatt Solarenergie bis 2035
Solarparks, sogenannte Freiflächen-Photovoltaikanlagen, verzeichneten einen Zuwachs von 40 Prozent auf rund 1.168 Megawatt. Bauliche Anlagen wie Gebäude, Verkehrsanlage oder Werbeträger legten um 16,5 Prozent auf 163 Megawatt zu. Auf Platz vier des Zubau-Rankings liegen die Balkonkraftwerke. Ihr Zubau liegt bei rund 92 Megawatt und hat sich im Vergleich zu 2023 mit 162 Prozent mehr als verdoppelt. Die niedersächsische Landesregierung hatte 2023 beschlossen, dass mindestens 0,5 Prozent der Landesfläche für PV-Freiflächenanlagen bereitgestellt werden müssen.
Parkplatzdächer: Innovationspotenzial ungenutzt
Das große Potenzial an Überdachungen von Großparkplätzen blieb ebenfalls weitestgehend ungenutzt. Hier lag die Zubauquote bei mage-ren 0,9 Megawatt und beläuft sich insgesamt auf 0,76 Megawatt. Die Gesamtfläche aller Supermarktparkplätze in Niedersachsen beträgt Schätzungen des LEE zufolge etwa 1,05 Quadratkilometer. So ließen sich allein hier 100 Megawatt an Solarleistung gewinnen. Erstmalig verzeichnet das Marktstammdatenregister die Installation von Photovoltaikanlagen auf niedersächsischen Gewässern. Ihr Zubau liegt bei zwei Megawatt.
Bremen: Aktuelle Lage und Zubau im ersten Halbjahr 2024
Die Enquetekommission „Klimaschutzstrategie für das Land Bremen“ hat ehrgeizige Ziele für den Solarausbau festgelegt. Bis 2030 soll die Solarleistung auf 500 Megawatt und bis 2038 auf 1000 Megawatt erhöht werden. Bisher wurden in Bremen etwa 134 Megawatt an Solarleistung installiert.
2024 verzeichnete Bremen einen Zubau von rund 33 Megawatt Nennleistung. Photovoltaikanlagen auf Hausdächern, Gebäuden und Fassaden dominieren den Zubau mit 30 Megawatt installierter Leistung. Ihre Gesamtleistung belief sich zur Jahreswende auf 127 Megawatt installierter Leistung.
Die Leistung der Bremer Balkonkraftwerke hat sich laut Marktstammdatenregister mit einem Zubau von 2,6 Megawatt auf 3,7 Megawatt im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht. Der Bestand an Freiflächen-Solaranlagen ist minimal auf knapp ein Megawatt gestiegen. Eine Nutzung von Gewässern oder die Überbauung von Großparkplätzen fand nicht statt.
Die vom LEE Niedersachsen|Bremen recherchierten Zahlen enthalten alle bis zum 22.01.2025 für Niedersachsen und Bremen gemeldeten Solaranlagen. Nachmeldungen und Korrekturen können die Zahlen noch verändern! Die genaue Anzahl der bundes- und landesweit betriebenen Balkonkraftwerke ist unbekannt. Branchenschätzungen zufolge werden höchstens 20 bis 30 Prozent dieser Mini-Anlagen im Anlageregister erfasst.